Sie haben bereits erfolgreiche Bücher über Männer, Frauen und die Familie geschrieben. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bekehrungsgeschichten zu sammeln und in einem Buch zu vereinen?
Vor der Entstehung eines Buches kommt in mir immer eine eigenartige Stimmung auf. Neulich habe ich nachgeschlagen, was ich in der Zeit, als die Idee des Buches in meinem Kopf Gestalt annahm, in meinem Tagebuch notiert habe. Es war interessant zu beobachten, welch gespannte Vorfreude mich damals überkam. Ich wusste, dass ich schreiben müsse, doch ich hatte kein Thema. Ich wusste nicht so recht, über was ich schreiben sollte. Doch eines Tages hörte ich eine Stimme in mir, die sagte: „Dieses Buch ist bereits geschrieben.“ Ich fragte mich, was Gott wohl von mir erwartete, mit was für einem Buch er rechnete. Ich hatte bereits Romane und Novellen verfasst, Übersetzungen angefertigt, und da wurde mir klar: Einen Interviewband habe ich noch nicht geschrieben, und es gab nur ein einziges Thema, das meine Gedanken all die Jahre über vollkommen ausfüllte: Gott.
Die Form und das Thema haben Sie gefunden. Doch was fängt man mit einer so gewichtigen Aufgabe an?
Ich betete. „Hilf mir, Herr, dass ich vor dieser Aufgabe nicht zurückschrecke. Lasse nicht zu, dass ich den Antrieb verliere. Gib, dass ich in jeder Sekunde erkenne, was ich tun kann um dich zu ehren,“ so lautet ein Eintrag in mein Tagebuch. Ich verstand, dass es zur Entstehung eines Interviewbandes dieser Art eines Hintergrundes bedarf, vor dem sich die sich offenbarende Person absolut sicher fühlt. Es mag sich seltsam anhören, aber ich stellte mir dies so vor wie eine Gebärmutter – den vollkommenen Raum. Eine solchen, in dem man sein Bekenntnis zu Gott ablegen kann. Dann nahm ich Kontakt zu Károly T. Pintér, dem Chefredakteur der Wochenzeitschrift Evangélikus Élet und zum Luther Verlag auf.
Das Buch umfasst die Geschichten einundzwanzig immens unterschiedlicher evangelischer Zeitgenossen. Wie fiel Ihre Wahl auf diese Gesprächspartner?
Ich gehe seit Jahren regelmäßig zum Gottesdienst, besuche kirchliche Veranstaltungen, und seit einer gewissen Zeit empfinde ich einen Unterschied zwischen denen, die ihre Religion ausüben und jenen, die sich dem Glauben zugewandt haben. Ich nahm Kontakt zu János Szeverényi, dem ungarischen evangelischen Missionspfarrer auf, ich vertraute seinen Vorschlägen. Doch es gab auch solche, die ich kannte und zu Wort kommen lassen wollte. Und natürlich bedeuteten auch Károly T. Pintér, Péter Bakay, der evangelische Referent für die Mission der Roma und mein Pfarrer Pál Keczkó eine große Hilfe für mich. Wir versuchten Menschen zu finden, die den Mut haben, sich offen zu ihrem Glauben zu bekennen.
Martin Luther redet von der täglichen Bekehrung, und einige berichten auch über blitzartige Veränderungen. Dennoch gibt es viele, die ein Leben lang suchen und nicht finden. Wie findet Ihrer Meinung nach die Bekehrung statt?
Gott möchte, dass jeder sich bekehrt, doch die Aufnahmebereitschaft steckt nicht in jedem. Es gibt Menschen, die ihre Religion ausüben, aber nicht die „Fähigkeit“ besitzen, den Glauben zu erlangen, denn dafür bedarf es einer gewissen Offenheit. Die Bibel drückt dies sehr schön aus: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offb 3,20). Es gibt kein Rezept für die Bekehrung. Einigen widerfährt sie auf einfachen, anderen auf sehr leidvollen Wegen. Ich persönlich habe schon vor vielen Jahren die Erfahrung gemacht, dass ich einen Stich im Herzen spüre, wenn Jesus „verletzt“ wird, oder wenn ich im Zusammenhang mit ihm irgendeine Lästerung höre oder lese. Tritt im Leben eines Menschen die Veränderung ein, so merkt er – obgleich er dies nicht gleich oder gar nicht wahrnimmt – dass er sich verändert hat, sich anders verhält. In solch einer Situation spielen die Gemeinde und der Pfarrer, die einen „auffangen“, eine wichtige Rolle. In diesen sonst so unterschiedlichen aufgezeichneten Geschichten gibt es auch Gemeinsamkeiten. Alle Interviewpartner berichteten beispielsweise von einem Moment, in dem sie einen starken Drang spürten, die Bibel zu lesen, und sie konnten nicht damit aufhören. Es ist interessant zu beobachten, dass sich in solchen Situationen die Worte öffnen. Das, was wir früher nicht deuten konnten, wird nun zu einer klaren, persönlichen Nachricht.
Viele können oder möchten nicht über ihren Glauben reden. Konnten sich auch die in dem Band vereinten einundzwanzig Personen nur schwer öffnen?
Allesamt haben sie gerne erzählt, denn sie spürten: Es tut gut, über Gott zu reden. Es zeugt von einem außerordentlichen Mut ihrerseits, dass sie sich bezüglich ihres Glaubens und Lebens derart öffneten. Bis dahin hatte ich während eines Interviews noch nie die Erfahrung gemacht, dass ich das ganze Gespräch hindurch glücklich gewesen sei. Alles handelte von Gott, und somit war der Konsens gegeben.
Steckt eine besondere editoriale Intention dahinter, dass in dem Buch keine Bilder vorhanden sind, wenngleich es sich um einen Interviewband handelt? War dies eine bewusste Entscheidung?
Der Grund dafür ist, dass wir einen Dialog geführt haben, bei dem wir nicht einander bewunderten sondern Jesus Christus. Ich empfand es als nicht gerechtfertigt, mit Bildern die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen abzulenken. Und das Wesentliche ist, dass Gott sie berührt hat.
Wem empfehlen Sie dieses Buch?
Einerseits denen, die suchen oder noch nicht einmal wissen was oder wen sie suchen. In solchen Zeiten ist das Leben des Menschen gezeichnet von Tragödien. Es gibt keine Leichtigkeit, keine selbstverständliche Lösung. Das habe ich am eigenen Leib erfahren, obgleich auch ich gesucht habe. Deshalb schreibe ich Bücher und führe seit meinem vierzehnten Lebensjahr Tagebuch. Dies ist mein fünftes Buch. Es handelt von Gott, der Ordnung, der Vollkommenheit und darüber, dass diese Welt gut ist und nicht ausschließlich aus Leid besteht. Insbesondere empfehle ich dieses Buch auch Frauen, damit sie erfahren, welch wundervolle und außerordentliche Frauen in der Bibel sind, und mit welch tiefem Verständnis und einfühlsamer Liebe ihnen Jesus begegnet. Aber im Grunde empfehle ich es jedem, der glücklich sein möchte!