Internationale Tagung wurde in Budapest gehalten – Thema: Migration in Europa-Qualifikation Ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Sozialarbeit

Internationale Tagung wurde in Budapest gehalten – Thema: Migration in Europa-Qualifikation Ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Sozialarbeit

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Budapest – Im Jahre 2012 hat die Bewerbung der Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn mit dem Titel Grundtvig Lernverbindung, „MIEU – Migration in Europa-Qualifikation Ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Sozialarbeit" Unterstützung bekommen. In der Mittelpunkt der Bewerbung steht das Problem der Migration und die Beschäftigung mit den sozial ausgegrenzten Menschen. Text: Annamária Buda, Übersetzung: Zsuzsanna Horváth-Bolla

In dem Projekt stehen drei Länder in Partnerschaft. Dies gibt die Möglichkeit dazu, daß wir auf internationale Ebene über die Themen der Bewerbung sprechen können, Erfahrungen austauschen können und Beziehungen erweitern können.

Das Ziel der Bewerbung ist, daß wir bei unserem Zusammenarbeit neue Wege, neue Möglichkeiten, neue Methoden erforschen. Im Programm nehmen Deutschland, Italien, Frankreich, Rumänien und Ungarn teil. Dei Bewerbung wird im April 2014. beendet. Am Anfang der Konferenz hat von der Seite der Gastgeber-Kirche, Bischof Tamás Fabiny in dem Gebäude des Ökumenischen Rates der Kirchen in Ungarn am 20. 02. 2013. ein Referat gehalten, was sie hier lesen können.

Grundtvig-Konferenz – Referat von Tamás Fabiny

Es geschah vor einigen Jahren. Zwei Tage vor Weihnachten besuchte ich mit einer Gruppe von Jugendlichen ein Budapester Obdachlosenheim. Wir hatten einige Lieder, eine Andacht und ein kleines Theaterstück vorbereitet. Und frisches, warmes Gebäck, namens  „pogácsa“. Am nächsten Morgen, nur einige Stunden später, hielt ich im Gebäude des ungarischen Parlaments eine Andacht für interessierte.  Abgeordnete. Der Kontrast war nahezu unbeschreiblich. Vor der zweiten Andacht wurde mein Name vom damaligen Vizepräsidenten des Parlaments im Voraus bekannt gegeben, und eine anspruchsvoll gestaltete Einladung wurde verschickt. Ich musste ein Sicherheitstor mit elektronischen Sensoren passieren, und meine Tasche wurde durchleuchtet. Im beeindruckenden Gebäude lief ich auf einem weichen Teppich zum sogenannten Gobelin-Raum, auf dem Weg wurden Kaffee und Getränke von diskreten Kellnern serviert. Im Obdachlosenheim standen wir hingegen fröstelnd zwischen kahlen Wänden und zertraten ab und zu eine Kakerlake. Wir erzählten rauchenden Männern, halb betrunkenen Frauen, Teenagern und alten Männern mit Nikolausbärten über die Botschaft von Weihnachten. Als ich von der schwangeren Maria erzählte, fiel mein Blick auf eine Frau, die eher noch ein Mädchen war. Es war deutlich zu erkennen, dass sie ein Kind erwartet. Die Abgeordneten waren überrascht, sie versuchten aber, zu den unerwarteten Worten eine gute Miene zu machen. Ihre Gesichtszüge blieben diszipliniert. Die Gemeinde im Obdachlosenheim war wiederum lange nicht so diszipliniert. So distanziert. Die Augen glänzten, die Hände setzten zum Streicheln an, die Münder wurden voll mit Lachen.

Die eine Gelegenheitsgemeinde bestand aus feierlich gekleideten Abgeordneten, die andere aus ungewaschenen Pennern. Ich habe mich auf diese zwei Andachten bewusst vorbereitet: Ich las beiden Gemeinden denselben Bibelvers vor und hielt fast wortwörtlich dieselbe Predigt. Ich erzählte anhand einer Stelle aus dem Matthäusevangelium von Jesus, der sein Haupt nirgends hinlegen konnte (Mt 8,20). Ich sagte in beiden Andachten, dass die Familie aus Nazareth obdachlos war. Kurze Zeit später wurde ihnen sogar das Schicksal der Flüchtlinge zuteil. Auch das Leben des erwachsenen Jesu war gekennzeichnet durch ständige Verfolgung, Ausgrenzung und Umtriebigkeit. Hie und da wurde er manchmal aufgenommen. Er bekam einige Gerstenbrote und einen Krug Wasser. Natürlich immer nur von Freiwilligen. Die sogenannten Professionellen, die bezahlten professionellen Angestellten der Religion, hetzten Hunde auf ihn. Er muss totmüde und erschöpft gewesen sein – er ist im Boot eingeschlafen, obwohl auf dem See ein Sturm wütete. Er hatte keinen gemeldeten Wohnsitz oder eine feste Arbeit. Er machte Platte. Die Pharisäer, die über die aktuellen Gesetze des Arbeitsrechts genau Bescheid wussten, und die Anhänger Herodes', die sich um die öffentliche Sicherheit sorgten, hätten ihn am liebsten eingesperrt, da er asozial war und die Arbeit mied. Wie kann einer nur so tief sinken?! Er wurde in einem Höhlenstall in Bethlehem geboren und in einer Höhlengruft bei Jerusalem begraben. Ihm gehörten beide nicht. Und dieser Mann war der Erlöser der Welt. Wie kann man so tief sinken? Ja, genau das ist hier die Frage. Gott selbst ist so tief gesunken. So wurde er zum Menschen. Ausgestreckt zuerst im Mist des Stalls, dann im Dreck der ganzen Welt.

Das gotische Gebäude des ungarischen Parlaments und das stillose Elend des Obdachlosenheimes. Lachs und Debreziner. Natürlich möchte ich keine schlechte Stimmung gegen diejenigen machen, die im öffentlichen Leben tätig sind, denn ich weiß, dass viele von ihnen gute und ehrliche Arbeit leisten. Ich möchte auch nicht die Obdachlosigkeit zu einer Apotheose erheben, da ich weiß, dass auch dieses Problem recht komplex ist.

Was ich sagen möchte, ist, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn – die Gastgeber für diese Konferenz sein darf – sich bemüht, einen authentischen Dienst zu erbringen. Deswegen leisten wir karitative und diakonische Arbeit. Nicht nur unter Senioren und körperlich und geistig Behinderten (wie dies von unserer Kirche auch in den schwersten Jahren, während der kommunistischen Herrschaft, gewährleistet wurde), sondern den Bedürfnissen der heutigen Zeit entsprechend unter Alkohol- und Drogenabhängigen, unter Menschen, die aufgrund familiärer Gewalt von zu Hause fliehen mussten, und unter Obdachlosen und Prostituierten.

Den Kerngedanken unseres Dienstes können wir mit den Worten eines ungarischen Dichters aus dem 20. Jahrhundert, János Pilinszky, zusammenfassen: „Viele denken, dass es im Leben Probleme gibt, und wir brauchen Lösungen. Im Leben gibt es aber Tragödien, und wir brauchen Barmherzigkeit.”

Zum Schluss möchte ich kurz drei aktuelle Fragen ansprechen.

Wir arbeiten gerade am Strategieplan unserer Kirche mit dem Titel „Sichtbar evangelisch”. Ein Kernpunkt ist dabei das Stärken der Freiwilligenarbeit. Soziologischen Studien zufolge sind die Mitglieder unserer Kirche nur selten als Freiwillige tätig. Das möchten wir, protestantischen Traditionen folgend, ändern. Da passt es gerade gut, dass das neue staatliche Gesetz der schulischen Erziehung für die Oberschule 30 Stunden freiwillige Arbeit vorschreibt.

Zweitens trägt das laufende Jahr in der Reihe der thematischen Jahre, die auf das 500. Jubiläum der Reformation vorbereiten sollen, den Titel „Reformation und Toleranz”. In einer Gesellschaft, in der Ausgrenzung und Intoleranz häufige Phänomene sind, möchten wir eine Kultur der Akzeptanz und der selbstlosen Hilfe fördern. Wir erheben unser Wort gegen jegliche Art von Rassismus – so auch gegen Antisemitismus und Romafeindlichkeit –, gegen Fremdenhass und Homophobie. Dies tun wir nicht, weil wir politisch korrekt sein wollen, sondern weil unser Herr uns das so gelehrt hat.

Drittens möchte ich ein ganz aktuelles Beispiel erwähnen. Unmittelbar vor der aktuellen Wirtschaftskrise nahmen unzählige ungarische Familien einen Kredit auf, um sich eine Wohnung zu kaufen. Nur waren diese Kredite meistens an ausländische Währungen gekoppelt. Durch die allgemeine Krise und das Abwerten der ungarischen Währung verlieren derzeit viele Familien ihr Zuhause, und sie müssen mit Zwangsräumungen rechnen. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung protestierten wir unter den Ersten gegen dieses Verfahren, und wir baten die Regierung, das Zwangsräumungsmoratorium auch nach dem 1. März beizubehalten. Wir treten dafür ein, dass die Verhandlungen zwischen den Kreditnehmern, den Banken und der Regierung unverzüglich aufgenommen werden.

Die Präsenz in diesen Bereichen ist ein genauso wichtiges Anliegen der Kirche, wie die Tatsache, dass wir Jesus damals nicht nur im Parlament, sondern auch im Obdachlosenheim bezeugten.

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