Ich bin evangelisch, ich fürchte mich nicht – Im Gespräch mit dem Sänger László Aradszky

Ich bin evangelisch, ich fürchte mich nicht – Im Gespräch mit dem Sänger László Aradszky

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Quelle: Christophoros, Evangélikus Élet, Text: Holger Manke
Ein ganzes Land summt seine großen Schlager. „Isten véled, édes Piroskám“ und „Nem csak a húszéveseké a világ“ zählen zu den Liedern, die er in Ungarn bekannt gemacht hat. Indessen ist weniger bekannt, dass der Sänger László Aradszky evangelisch-lutherisch ist. Wer ihn näher kennt, spürt, dass er mit sich selbst im Gleichgewicht ist und dass der Glaube und die Liebe Kraftquellen in seinem Leben sind, aus denen er immer – auch in schwierigen Zeiten – schöpfen konnte. Wie Gott ihn auf seinem Weg begleitet hat, darüber sprachen wir mit László Aradszky.

Zunächst: Wie geht es dir?

Wenn ich darauf humorvoll antworten möchte, würde ich sagen, es kann einem gar nicht besser gehen. Freilich, mein Kräftehaushalt könnte besser sein, aber ich habe derzeit so viele Auftritte wie in meinen jungen Jahren. Am Tag nach einem Auftritt setzte ich mich auf meinen Hometrainer, um meine Kräfte wieder zu mobilisieren. Bisher hat das – Gott sei Dank – auch immer geklappt. Kurzum: Danke, mir geht’s gut.

Ich kenne den Satz von dir: „Das Mir-geht’s-gut verpflichtet.“ Mir gefällt das sehr.

Ich glaube, der Satz stammt tatsächlich von mir. Wenn es dem Menschen gut geht, dann muss er Gutes tun. Meine Überzeugung ist – und das meine ich ohne Angeberei und Übertreibung –, dass ich eine Aufgabe habe. Die enorme Zuneigung, die ich bekomme, verpflichtet mich. Ich kann mich an keine Situation erinnern, die diese Aussage entkräftet hätte. Ich mag die Menschen – auch die, die jahrelang, die seit Jahrzehnten auf dem Irrweg sind.

Deine Liebe zu den Menschen wurzelt sicherlich in deiner christlichen Erziehung. Als Kind hast du lutherische und reformierte Gottesdienste besucht. Du warst im Religionsunterricht. Und die Konfirmation ist ja dann auch noch zustande gekommen.

Das hast du schön formuliert. (lacht)

Ich weiß, das Fußballspielen war für dich ein Konkurrent des Konfiunterrichts. Aber eigentlich will ich darauf gar nicht hinaus, eher auf die Frage, was die religiöse Erziehung, die Gottesdienste dir und deiner Persönlichkeit gegeben haben.

Meine Eltern stammen aus dem Komitat Békés, mein Vater aus der Stadt Békés, meine Mutter aus Békéscsaba. In dieser Gegend waren das Luthertum und der Kalvinismus sehr stark. Den Kalvinismus hat meine Mutter als Reformierte vertreten, die lutherische Kirche habe ich – durch meinen Vater – vertreten. Mein Großvater war ein reformierter Presbyter. Schon als Kind hat mich interessiert, was eigentlich „reformiert“ und was „evangelisch-lutherisch“ ist. Natürlich wurde mir das damals auch erklärt. Ich wusste, ich bin evangelisch-lutherisch. Und mir wurde außerdem klar, dass Gott die Lutheraner je einzeln nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Freilich wusste ich damals noch nicht, was Individualismus ist, aber ich war beruhigt zu wissen, dass ich Lutheraner bin. So habe ich mich auch als Schüler am Evangelisch-Lutherischen Fasor-Gymnasium wohl gefühlt, das dann verstaatlicht wurde. Es tut gut, an meine Zeit an dieser Schule zurückzudenken. Mein Bruder hatte auch ebendort Abitur gemacht, in der Klasse des späteren Kossuth-Preisträgers Miklós Vermes, der auch mein Lehrer war. Auch nach siebzig Jahren kann ich mich noch so klar an meine Lehrer erinnern. Später habe ich zwar diese Gegend verlassen, aber von der Kirche habe ich mich nie distanziert. Das Kirchengebäude war zwar nur drei Stationen mit dem Oberleitungsbus entfernt, aber meine Freude am Sporttreiben und mein immer schneller werdendes Leben haben mich dann seltener in die Kirche geführt. Doch mein Glaube ist auch seither ungebrochen. Ich glaube an den Schöpfer, der mich als Individuum, als Lutheraner geschaffen hat, dass er mich versteht, dass ich in Glaubensdingen zum Einzelunternehmer wurde.

Du hast die Konfirmation erwähnt: Der Kontakt zwischen der reformierten und der lutherischen Kirche war sehr eng. Mein Großvater – der erwähnte reformierte Presbyter – kam mit meiner Großmutter zu meiner Konfirmandenprüfung in die evangelische Kirche. Wir waren nervös. Er, weil er wollte, dass ich sie bestehe. Und ich noch mehr, weil ich hoffte, durchgewunken zu werden. Ich war nämlich nur ein einziges Mal beim Konfirmandenunterricht erschienen. Während der übrigen Stunden war ich auf dem Fußballplatz. Ich bin sicher, dass mich der Herr Bischof für so ein Geständnis tadelt, doch ich bitte um Vergebung. Doch ich bleibe dabei: Ich habe mich nicht verändert.

Anfang der 60er Jahre kam dein Durchbruch mit dem Lied „Még ide-ode húz a szív“. Ein paar Jahre später standest du musikalisch an der Spitze des Landes. Du erhieltest die erste Goldene Schallplatte Ungarns, und auch die zweite gehört dir. So ein unglaublicher Erfolg kann ja auch zur Belastungsprobe für die Persönlichkeit werden. Meinst du, dass der Erfolg eine Gefahr bedeutete, abzuheben? Oder wie gelang es mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und „auszuhalten“, dass man dich im ganzen Land beklatscht, dir zujubelt und dich feiert?

Das ist eine interessante Frage, weil ich wieder auf die Kirche zurückkommen muss. Auf die Liebe. Ich musste ja mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Ich hatte keine Angst, abzuheben, weil ich ja gläubig war und bin. Die Liebe, die mir von Zuhause mit auf den Weg gegeben wurde, hatte ich weiterzugeben. Liebe – in diesem Wort ist alles enthalten. Auch Gott liebt uns.

Ich fürchtete mich nicht, dass mir der Boden unter den Füßen abhandenkommt und ich anfange, mir etwas auf mich einzubilden. Ich fragte mich eher, wann mir das Rollo zugezogen wird. Denn mein Bruder war aufgrund erfundener politischer Anschuldigungen im Gefängnis. Er war ein Journalist – und ein wunderbarer Schüler eines wunderbaren Gymnasiums. Bis heute kommt er zu den Klassentreffen aus Schweden nach Hause.

Das 20. Jahrhundert stellte die Menschheit vor große Herausforderungen. Man musste auf der Hut sein und immer wissen, worauf man was antwortet. Ich denke, da habe ich viel von meinen Eltern und Großeltern gelernt. Ich wusste und weiß bis heute, wie ich mich verhalten muss. Ich habe zahllose Geheimnisse in meinem Herzen, die ich niemals jemandem sagen darf. Ich dachte mal, wenn ich reden kann, werde ich das tun. Aber dann kam ich zur Einsicht, dass, wenn jemand Unwahrheiten sagt, wenn es um meine Haut geht, um selbst zu glänzen … Wie auch immer. Ich sagte schließlich doch nicht, dass es nicht so war – und hatte deswegen viele schlaflose Nächte. Ich kam drauf, dass ich damit nur Öl aufs Feuer gießen würde. Der Friede darf nicht wegen einfacher Interessen gefährdet werden.

Übrigens, danke, dass du diese Frage gestellt hast: Ich höre immer wieder, dass ich deshalb geliebt werde, weil ich einfach bin und mich nicht aufspiele. Ich hatte einst bei einer Kleingenossenschaft gearbeitet, die sich mit Füllfederhalterreparaturen beschäftigte. Ganz einfach deshalb, weil ich nirgendwo sonst eine Anstellung fand. Dann hat mir ein Parteisekretär unter die Arme gegriffen, weil er mich mochte und ahnte, dass ich irgendwie talentiert bin – er ahnte freilich nicht, dass es das Singen sein würde. Seine Ehefrau, Edit Bajor, war eine bekannte Fernsehpersönlichkeit. Sie hat mich zum Komponisten Ernő Vécsey gebracht, bei dem ich vorsingen durfte. Kurzum: Der Parteisekretär hat mir geholfen, und ich bin ihm dankbar. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Kann sein, dass er in seinem Leben etwas Schlechtes getan hat, doch was ich von ihm weiß, hat er nur Gutes getan. Als ich dann „Még ide-oda húz a szív“ sang und den Wettbewerb „Tessék választani“ im Erkel-Theater gewann, hat mir Gott wieder unter die Arme gegriffen. Wer, wenn nicht Er? Daraufhin habe ich ein Gelübde abgelegt. Jetzt läuft mir ein Schauer über den Rücken, während ich das sage, denn diese Gedanken kommen alle so auf, als wäre es gerade jetzt geschehen. Ich wusste, dass ich jederzeit abserviert werden konnte. So kam es dann später ja auch – sechzehn Jahre lang „fand ich nicht statt“.

Du erwähntest deinen Bruder …

Er wurde 1953 auf fünfzehn Jahre verurteilt. Ein „großzügiges“ Urteil auf Veranlassung von oben. Es kam beim Maß der Strafe die Frage auf, ob der Prozess neu aufgenommen werden sollte, doch eine Verhandlung gab es nicht. Jedoch kam es zu einem „Erlebnis“. Auf einmal – ohne ein erklärendes Wort – wurde mein Bruder in ein Auto gesetzt und zum damaligen sowjetischen Botschafter Andropov gebracht. Noch heute erwähnt mein Bruder, dass es ein höfliches Gespräch war. Andropov erkundigte sich, wie ein ungarischer Journalist die hiesige Situation einschätzt, worauf mein Bruder nur entgegnete, dass er Sportjournalist sei. Mein Bruder teilte sich die Gefängniszelle mit dem Generalstabsoffizier Béla Király, der ihm die englische Sprache beibrachte und mit dem mein Bruder sich anfreundete. Das sind Gründe, weshalb ich Angst hatte, dass ich abserviert werde – nicht etwa nur deshalb, weil mein Bruder im Gefängnis war.

Am 22. Oktober 1956 ging ich zu ihm ins Gefangenenlager in Csolnok, wo er Schreiber der politisch Verurteilten war. Dort gab er mir das Buch „Rab Ráby“, auf deren ersten drei Seiten die Verurteilten, zwei- bis dreihundert „Bergleute“ Zeilen geschrieben haben, bei denen man nur weinen kann, wenn man sie liest … Da habe ich verstanden, obwohl ich es irgendwie immer schon wusste, was für einen Bruder ich habe.

Aber mir ist noch was eingefallen: Das habe ich noch nie jemandem so detailliert erzählt. Wir „dissidierten“ am 4. November – aber nur bis Stuhlweißenburg. Ich konnte meine kranken Eltern nicht alleine zurücklassen. Mein Bruder jedoch musste weiter nach Wien – ob es klappt oder nicht. Der Abschied fiel schwer. Ich war Soldat und musste bis zum Morgen zurück in meine Kaserne, wo die Aufgabe auf mich wartete, bei der Auflösung der Kaserne mitzuhelfen. Danach wurde ich nach Steinamanger zum Grenzschutz beordert – das war meine dritte Kaserne. Aus der ersten – von den Funkaufklärern in Budapest – wurde ich weggebracht, weil ich politisch nicht zuverlässig war. Nicht mein Bruder, sondern ich! Wie das kam, weiß ich nicht. Dann kam ich nach Stuhlweißenburg zu einem Bataillon, bei dem man mich nicht wollte. Der Generalmajor Mikes brüllte auf dem Flur, dass er so einen Menschen nicht braucht – im ganzen Flur dröhnte es. Und bei diesem Bataillon wurde ich Schreiber. Ist das nicht interessant? Als ich dann in die Kaserne kam, war ich allein. Ich war so „unzuverlässig“, dass ich das Tor öffnen durfte. Danach kam ich zum Grenzschutz nach Steinamanger, wo ich ebenfalls Schreiber war.

Um auf meine musikalischen Karriere zurückzukommen: Ich hatte immer die Befürchtung, dass ich beiseite geräumt werde. Und ich habe mich gewundert, dass ich überhaupt im Rundfunkstudio Aufnahmen machen durfte. Und als ich die erste und die zweite Goldene Schallplatte bekam, wollte ich nicht glauben, dass das möglich ist. Dann kam es aber zum Krach. Denn Péter Erdős von der Ungarischen Schallplattengesellschaft sagte zu mir: „Aradszky, wer braucht denn Sie?“ Ich habe ihm daraufhin ordentlich meine Meinung gesagt und ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Danach durfte ich sechzehn Jahre lang nicht bei der Plattenfirma singen.

Da war immer ein Stachel in dir.

Ja, immer. Als mein Bruder im Gefängnis war, kamen beinahe täglich falsche Informanten mit der Behauptung zu uns, sie seien mit ihm in einer Zelle gewesen. Sie waren aber nie mit ihm in einer Zelle. Wir hatten ein sehr schweres Leben – und trotzdem bin ich da. Ich hätte betrunken im Straßengraben liegen können. Aber ich wusste, ich habe noch eine Aufgabe. Ich habe noch etwas zu tun.

Was gab dir Halt?

Der Glaube.

Und du liebst Ungarn, denn du bist nach den Auslandstourneen immer zurückgekommen.

Einmal hat mich ein ungarisches Ehepaar nach Toronto eingeladen, um für die dort lebenden Ungarn zu singen. Ich habe sofort zugesagt, fürchtete jedoch, dass ich keine Ausreisegenehmigung bekommen würde. Doch man ließ mich ausreisen – vielleicht in der Hoffnung, dass ich gleich dort bleibe. Zu ihrem Pech kam ich aber immer zurück. Insgesamt war ich dreizehnmal in Amerika, weil ich immer wieder eingeladen wurde. Einmal wurde eine Hausparty für mich veranstaltet, ich wurde auf Händen getragen. Doch dort war auch eine Dissidentin, die damit anfing, an den Zuständen in Ungarn herumzumäkeln. Wie schmutzig die öffentlichen Toiletten dort sind – was ja stimmte. Wie viel Müll und Dreck es in Budapest gibt – was auch stimmte. Aber wie sollte Budapest denn 1956 und danach aussehen? Natürlich musste das in Ordnung gebracht werden. Ich stand auf und ging, weil ich nicht duldete, dass so über meine Heimat hergezogen wird. Obwohl hier das Kádár-Regime herrschte. Ob es nun die Leser glauben oder nicht. Ich habe keine Angst, das auszusprechen. Ich bin evangelisch, ich fürchte mich nicht.

Am Anfang unseres Gesprächs hattest du erwähnt, dass du auch die Menschen liebst, die auf dem Irrweg sind. Das „Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ könnte zu einer ernsten Herausforderung für dich geworden sein. Du warst etwa 35 Jahre alt, als du auf die Zensurliste kamst, und über 50, als du wieder zurückgekommen bist. Ein Zeitraum, der im Leben eines Mannes ja eigentlich sehr produktiv ist. Ich finde es bewundernswert, dass in dir kein Hass spürbar ist. Musstest du dafür kämpfen, vergeben zu können?

Ich glaube an den Menschen. An die Vergebung. An die Ewigkeit. Hätte ich den Glauben nicht, dann würden nur Sünde und Rache mein Leben steuern. Schlechtes führt jedoch wiederum zu Schlechtem. Und über den, der damals dafür gesorgt hat, dass ich auf die Zensurliste komme, kann ich auch nicht eindeutig behaupten, dass er der Täter ist. Vielleicht war er aus einem anderen Sichtpunkt selbst ein Opfer. Wer weiß. Das Leben besteht ja nicht nur aus einer Bewegung, sondern aus vielen erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Bewegungen. Da gibt es keine Schwarz-weiß-Situationen. Und schließlich – so wie Gott auch zuvor an mir gehandelt hat, war vielleicht auch dies der von Gott gewollte Weg für mich.

Wichtig ist, dass man sehr viele Dinge wieder gutmachen kann. Und mir war auch klar, dass ich mich nicht mein ganzes vor mir liegendes Leben lang auf eine Tat eines Menschen konzentrieren wollte. Seinetwegen gebe ich nicht auf. Sondern ganz im Gegenteil. Ich kämpfe, gestalte und versuche, den Menschen etwas zu geben – und zwar mit noch mehr Energie und Kraftaufwand. Darin habe ich immer Hilfe von oben bekommen. Vielleicht ist ja das mein Glaubensbekenntnis, meine christliche Einstellung.

Als Mitte der 80er Jahre der Anruf kam, dass du nun wieder die Möglichkeit hast, eine Langspielplatte aufzunehmen, konntest du antworten, dass du das Material schon fertig hast. Die bekanntesten Komponisten und Textdichter hatten für dich geschrieben – und zwar vorläufig für die Schublade. Das hat mich überrascht. Hatten sie das im Gefühl, dass deine Zeit noch kommt?

Die, die Lieder für mich geschrieben haben und wussten, dass ich in eine solche Situation gekommen bin, haben sich nicht abgewandt. Wie auch, wo wir uns doch mochten?

Ich kann mir schon vorstellen, dass es ein paar Leute gab, die sich von dir abgewendet haben, weil es keinen Vorteil mehr brachte, mit dir befreundet zu sein.

Wer sich augenscheinlich abgewendet hat, hat sich in Wahrheit nicht abgewendet, sondern zur Kenntnis genommen, dass ich nicht in der Fernsehsendung auftreten kann, die ihm nützen soll und seinem Vorankommen hilft. Ich will keinen Namen nennen, denn ohne ihn wäre ich nicht hier. Doch ich habe ihn verstanden. In Balatonfüred fand ein Liedautorenabend zu seinen Ehren statt. Die Mitwirkenden fuhren sozusagen vor der Haustür unseres Sommerhauses in Balatonfűzfő vorbei – und bekannte Kollegen wie Péter Máté oder László Komár kamen auf eine Umarmung herein. Sogar meine Frau war als Maskenbilderin und Friseurin bei diesem Termin. Nur ich ging nicht dorthin. Sollte denn der Liedautor meinetwegen den Abend, der ihm zu Ehren veranstaltet werden sollte, absagen? Der im Fernsehen übertragen wurde? Wo es doch nur einen Sender gab? Wenn ich das von ihm erwartet hätte, wodurch wäre ich dann anders?

Sie haben meine Lieder geschrieben – und sie wussten, dass sie das für meine Schublade tun. Als die Noten geschrieben wurden, haben sie auch das Datum dazugeschrieben. Und ich hatte all das in meiner Schublade. Als dann Tamás Révbíró anrief, ob ich – nach sechszehn Jahren Funkstille – eine Langspielplatte aufnehmen würde, fragte ich ihn scherzhaft, ob er sich denn nicht womöglich verwählt hat. Auch im Hörfunk und Fernsehen war ich nicht zu hören und zu sehen, und dennoch hatte ich vielerorts Auftritte – so mehr als zehnmal in Amerika. Inzwischen schrieb ich meine ungarischen Texte auf große internationale Schlager. Ich gab nicht auf, weil so ein Trotz in mir herrschte. Meine Charakterzüge, all das, was ich von Zuhause mitbekommen habe, haben meine Seele und mein „Dann erst recht“ gestärkt. Und das sage ich ohne Übertreibung.

Ich kann mir vorstellen, dass manch ein Sangeskollege Bitterkeit verspürt, wenn er darüber ins Grübeln kommt, dass er nie wieder solche Erfolge haben wird wie vor fünfzig Jahren. Der darunter leidet, dass er auch in kleinen Dörfern auf kleinen Bühnen auftreten muss. Man spürt, dass du auch dort gerne auftrittst.

Wo Licht brennt, da bin ich. Weil ich eingeladen werde. Ein Bürgermeister kennt nicht so viele Bürgermeister wie ich. Mich laden die Bürgermeister ein, weil die Bewohner ihnen sagen, dass sie den Aradszky sehen wollen. Freilich laden mich auch die großen Konzertveranstalter ein. Und zwischendurch werde ich auch ausgezeichnet. So erhielt ich von der Stadt Győr eine Auszeichnung, ich bekam das Verdienstkreuz der Republik Ungarn und ich könnte noch mehr aufzählen. Solche Erlebnisse habe ich inzwischen öfter – und ich gestehe, es tut mir gut. Ich gehe zu allen Auftritten sehr gerne – von der kleinsten bis zur größten Ortschaft. Ich fühle, dass ich dorthin gehen muss, wohin ich eingeladen werde. Und warum laden sie mich ein? Weil sie Zuneigung, Herzlichkeit und Liebe von mir erwarten. Und das bekommen sie auch.

Gott bedeutet für dich wirklich eine tägliche Verbindung. Du betest allabendlich. Du betest vor Auftritten. Wer ist Gott für dich?

Denke nicht, dass ich mich für unser Gespräch ursprünglich so angezogen habe, wie ich jetzt aussehe. Eine Lebenspartnerin, eine Ehefrau ist so. Sie lässt ihren Mann nicht in Irrtumskleidung aus dem Haus. Ich hatte also erst etwas anderes an. Doch dann ging sie zum Kleiderschrank und gab mir das, was sie für richtig hielt. Ich habe darüber nicht mit ihr gestritten. Eine Frau, die Jahrzehnte lang als Maskenbildnerin und Friseurin beim Fernsehen gearbeitet hat, ist vom Fach und kennt sich damit aus.

Und mit Gott verhält es ganz ähnlich: Er ist, was mich betrifft, „vom Fach“, kennt mich, versteht mich, will Gutes und ist Tag für Tag bei mir. Warum sollte ich nicht auf seinen Rat hören, darauf, was er mir sagt?

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